Autofreie Innenstadt

Reclaim the Streets! Reclaim the City! Reclaim your Life!

Die Städte des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts haben dem Auto einen hohen stadtplanerischen Stellenwert gegeben. Die Autoindustrie und konservative Politiker*innen möchten an diesem Status Quo festhalten. Doch es regt sich Widerstand gegen die Vorstellung, dass das Auto an erster Stelle zu stehen hat, wenn es um das Stadtleben geht. Viele Menschen räumen ihrer Lebensqualität in der Stadt, ihrer Sicherheit und dem Klimaschutz längst einen größeren Stellenwert ein, als dem individuellen Anspruch darauf, mit dem Auto immer und überall hinzukönnen. Autofreie Innenstädte bedeuten, dass für uns Menschen und unsere Aktivitäten mehr Platz ist. Gleichzeitig gibt es weniger Lärm und Abgase durch Autos. Die Lebensqualität steigt also für alle.

Das Auto als Maß der Dinge?

In deutschen Großstädten kommen im Schnitt 450 Autos auf 1.000 Anwohner. Das hat eine Studie des Bundesumweltamtes ergeben. Als erstrebenswert jedoch gelten gerade mal 150 Autos. Wenn man bedenkt, wie viel Platz ein PKW, der die meiste Zeit ungenutzt am Straßenrand herumsteht, einnimmt, erahnt man ungefähr die Freiräume, die autofreie Innenstädte schaffen können. Die Verbannung des Autos aus der Karlsruher Innenstadt hat das Potenzial unsere Lebens- und Aufhenthaltsqualität  enorm zu steigern. Die Zurückdrängung des Autos kann jedoch nur mit dem Ausbau des ÖPNV und des Radverkehrsnetzes gelingen, als reizvolle Mobilitätsalternative. Ein ticketfreier ÖPNV, mehr Fahrradstraßen in Karlsruhe und ein Ausbau des Radverkehrsnetzes sind Initiativen unserer Fraktion auf dem Weg dorthin.

Wege hin zu autofreien Stadtteilen - Das Superblock-Modell

Mit der Idee einer autofreien Innenstadt sind wir nicht allein. Viele andere Städte in Deutschland oder in unseren europäischen Nachbarländern haben sich auf den Weg gemacht autofrei zu werden - oder sind es bereits. Die Stadt Barcelona kann hier als Vorreiterin in Sachen autofreier Innenstadt genannt werden. Mit seinem „Superblock“-Konzept hat Barcelona einige Stadtviertel radikal autofrei gemacht. Der Autoverkehr wird aus den Vierteln draußen gehalten. Das funktioniert folgendermaßen: Idealerweise werden neun Häuserblöcke zu einem sogenannten Superblock zusammengefasst. In Barcelona sind die Viertel quadratisch aufgebaut. Innerhalb eines Superblocks fahren so gut wie keine Autos. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei zehn Stundenkilometern. Fußgänger*innen und Radfahrende haben Vorrang vor Autofahrer*innen. Anwohner*innen und Lieferanten können durch die Blöcke fahren, der übrige Verkehr wird aber umgeleitet. Autofahrer*innen können nicht durch den ganzen Block fahren, sondern immer nur um einzelne Teilblöcke. Und sie können immer nur links abbiegen (siehe Grafik "Superblock"). Die Südstadt eignet sich aufgrund ihrer quadratischen, blockweisen Bebauung als besonders geeignet für die Umsetzung des Superblock-Modells.

Wohin mit den Autos, wenn sie nicht in den Superblock dürfen?

Anwohner*innen sollen die Möglichkeit bekommen, ihr Auto außerhalb, aber in direkter Nähe ihres Viertels parken. Parkflächen oder Parkhäuser dienen als "Quartiersgarage". Diese Quartiersgaragen müssen geschaffen werden, damit das Konzept umgesetzt werden kann.

Was tun mit den gewonnenen Freiflächen?

Die frei gewordenen Flächen, wie ehemalige Kreuzungen und Straßen, werden zu Aufenthalts- und Begegnungsstätten für Anwohner*innen und Passant*innen, aber auch Spielplätze oder Fußballfelder sind möglich. Statt großer Straßen werden Fahrrad- und Fußwege ausgebaut.

Steigt nicht die Gefahr, dass Stadtteile, wie die Südstadt, hierdurch aufgewertet und noch interessanter für Investoren werden?

An sich ist die Aufwertung von Viertel ein begrüßenswerter Vorgang - wird so doch die Lebens- und Aufenthaltsqualität verbessert. Die negativen Begleiterscheinungen durch den freien, unregulierten Wohnungsmarkt, wie steigende Mieten, Spekulation mit Wohnraum und Verdrängung, müssen beachtet und dem entgegengewirkt werden. Mit dem Instrument "Soziale Erhaltungs- bzw. Milieuschutzsatzung" wollen wir als LINKE-Fraktion gemeinsam mit weiteren Karlsruher Gemeinderatsfraktionen einem Ausverkauf der Südstadt zuvorkommen. Der Kampf gegen Gentrifizierung geht einher mit der Forderung nach einem Recht auf Stadt - bzw. auf das Viertel in dem man wohnt. Das Viertel gehört denen, die darin leben! Nicht den Autofahrer*innen, nicht den Spekulanten und nicht den Investoren!