Gemeinderatsinitiativen

Anträge, Anfragen und Briefe/Schreiben sind wichtige Instrumente, mit denen wir als Fraktion unsere parlamentarische Arbeit vorantreiben können. Die entsprechenden Initiativen, die die Fraktion DIE LINKE. im Gemeinderat Karlsruhe auf allen Gebieten der Politik eingebracht hat, werden auf dieser Seite aufgeführt.

In der Liste unten werden alle Initiativen nach Aktualität aufgelistet. In der Spalte rechts sind die Initiativen-Dokumente archiviert.

Aktuelle Initiativen

Antrag: Oberkörperfreies Baden für alle Geschlechter!

Beschlussantrag an den Gemeinderat:

Beim Aufenthalt und Baden in den Karlsruher Bädern wird während der regulären Öffnungszeiten allen Personen Oberkörperfreiheit erlaubt – unabhängig vom jeweiligen Geschlecht.

 

Begründung:

Seit diesem Jahr erlaubt sowohl die Stadt Göttingen als auch Berlin erstmals allen Personen – unabhängig von ihrem Geschlecht – das oberkörperfreie Baden. Wir schlagen vor, diesem fortschrittlichen Beschluss zur regulären Öffnungszeit der Bäder in Karlsruhe zu folgen.

Denn egal ob beim Training im Fitnessstudio oder beim Jogging im Park, im Fußballstadion oder beim Feiern, in Bus und Bahn oder auf dem Rad, im Einkaufszentrum oder im Supermarkt: Männer ziehen ganz selbstverständlich in der Öffentlichkeit das T-Shirt aus und laufen oben ohne herum.

Das Problem dabei ist, wie verbreitet und akzeptiert maskuline Nacktheit in unserer Gesellschaft ist. Allerdings ist dieses Verständnis ungerecht. Denn weiblich gelesene Personen können sich nicht „oben ohne“ zeigen. Sie werden angestarrt und beleidigt. Die Vorstellung einer oberkörperfreien weiblichen Person wirkt im ersten Moment befremdlich; bei einer männlichen Person ist das hingegen normal.

Aus diesem Grund ist sogar das Stillen in der Öffentlichkeit ungern gesehen und gelegentlich aus Cafés verbannt; dabei sollte Stillen das Selbstverständlichste auf der Welt sein und auch in der Öffentlichkeit vollkommen akzeptiert werden.

Diese Unterscheidung fängt oft schon in der Kindheit an. Während Jungen im Schwimmbad nur eine Badehose tragen, tragen gleichaltrige Mädchen sinnloserweise zusätzlich ein Bikinitop, obwohl beide Körper in dem Alter nichts voneinander unterscheidet.

Dahinter steckt, dass die Gesellschaft weibliche Körper anders bewertet und interpretiert als männliche. Brüste gelten als sekundäre Geschlechtsmerkmale. Das heißt, sie haben nicht direkt mit der Fortpflanzung zu tun und entwickeln sich erst mit der Pubertät. Aber Ähnliches gilt auch für andere Merkmale, zum Beispiel für Bärte. Trotzdem werden männliche Personen mit Rauschebart nicht aufgefordert, sich zu rasieren oder ihre Gesichtsbehaarung zu bedecken. Frauen hingegen sollen ihre Brüste verhüllen und am besten auch immer einen BH tragen.

Dabei gibt es in Deutschland kein Gesetz, dass Nacktheit in der Öffentlichkeit ausdrücklich verbietet. Zumindest, solange sie keinen sexuellen Bezug hat. Allerdings kann das an öffentlichen Orten, an denen sich andere davon gestört fühlen, eine Ordnungswidrigkeit darstellen und zu einem Platzverweis oder einer Geldbuße führen. Dabei scheint es keine Probleme bei einer männlich gelesenen Person darzustellen, wenn dieser kein Oberteil trägt. Bei Frauen hingegen schon.

Der Grund dafür ist die Sexualisierung femininer Körper. Der Anblick der weiblichen Brust sollte im 21. Jahrhundert keinen Aufschrei mehr auslösen – sei es beim Stillen, auf der Liegewiese oder beim Schwimmen. Um dem entgegenzuwirken, sollte der weiblich gelesene Körper normalisiert werden, indem die Oben-Ohne-Regelung für alle Geschlechter in Karlsruhes Schwimmbädern eingeführt wird.

 

Unterzeichnet von:

Mathilde Göttel
Karin Binder
Lukas Bimmerle