Kinder und Jugendliche gut unterstützen

Gestern war das Thema „Auswirkungen von Corona auf Kinder und Jugendhilfe“ Thema im Jugendhilfeausschuss. Ob die Sichtweise in der Vorlage der Stadt, dass „sich das Jugendhilfesystem [insgesamt] als leistungsfähig auch in der Krise“ erwiesen hat, richtig ist, stellt die Fraktion DIE LINKE infrage. Aus Sicht der Fraktion ist viel mehr unmittelbare Unterstützungsarbeit in den Stadtteilen, Kindereinrichtungen und in den Familien und insbesondere auch in den Schulen erforderlich.

„Es geht nicht darum, die Arbeit von engagierten und stark belasteten Mitarbeiter*innen der Jugendhilfe zu kritisieren“, betont LINKEN-Stadtrat Lukas Bimmerle. „Es ist aber zu hinterfragen, ob mit der Vorlage von Indikatoren, das Bild der Wirklichkeit gut wiedergegeben wird. Wenn in den Statistiken die Zahlen bspw. für Inobhutnahmen und häusliche Gewalt nicht in die Höhe gehen, müssen wir dies angesichts der Bedingungen mit zwei Lockdowns doch sehr kritisch hinterfragen. Während die Heidelberger Gewaltambulanz in Zeiten der Lockdowns von stark gestiegenen Fällen von Gewaltübergriffen in Familien berichtet, soll Karlsruhe unverändert „gut“ dastehen? Es ist aus unserer Sicht nicht ausreichend berücksichtigt, dass bspw. gerade Kindergärten, Kindertagesstätten und Schulen die Orte sind, wo Missstände in Familien und Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche sichtbar werden. Ohne die Hinweise von Erzieher*innen und Lehrer*innen bleiben diese häufig im Dunkeln.“ Es wäre Aufgabe der Jugendhilfe einen Rahmen zu schaffen, in dem Missstände angezeigt  und Verwerfungen sichtbar werden.

Auch im Schulbeirat sollte aus Sicht der LINKEN-Fraktion über die Auswirkungen der Corona-Krise an Schulen in Karlsruhe beraten werden. Die vielen Schulabgänger*innen ohne Abschluss von Haupt- und Werkrealschulen sollten dem Gemeinderat zu denken geben und den Blick insbesondere auf weniger privilegierte Bevölkerungsgruppen richten. LINKEN-Stadträtin Karin Binder sagt: „Die Diskussion der letzten beiden Jahre hat sich vor allem darauf gerichtet, dass „der Betrieb“ aufrechterhalten wird und die wirtschaftlichen Konsequenzen so gering wie möglich sind. Die Notlage vieler Kinder und Jugendlichen, insbesondere aus sozial benachteiligten Familien, wurde nur am Rande wahrgenommen. Manche Kinder und Jugendliche sind dem Schulsystem einfach entglitten. Der Lernrückstand kann nur schwer aufgeholt werden und verschlechtert damit die Zukunftsperspektiven vieler Kinder dramatisch. Familien, die keinen Internet-Anschluss und auch nicht mehrere Online-Arbeitsplätze für die Familie haben, die keinen geregelten Tagesablauf mehr haben, brauchen mehr Unterstützung – nicht nur beim Home-Scooling.

Ein noch größeres Problem ist die problematische soziale Entwicklung und psychische Belastung der Kinder und Jugendlichen. Zunehmende psychische Probleme oder gar Erkrankungen machen vielen Familien schwer zu schaffen. Dazu braucht es mehr Sozialarbeit an den Schulen, noch besser wären zusätzliche Pädagog*innen oder Betreuungsperson in den Klassen, aber auch mehr Therapieplätze und Therapeut*innen für Kinder und Jugendliche, die den Betroffenen helfen können. Ein weiteres Monitoring wird deren Probleme nicht lösen.“